shEver aus der Schweiz haben gerade ihre aktuelle EP mit dem schönen Namen „A Dialoque with the Dimensions“ herausgebracht. Dieses Ereignis habe ich zum Anlass genommen, um aus Nadine (Bass, Violine, Grunts) die eine oder andere Information herauszukitzeln:
Hallo Nadine! Danke erst einmal für das Exemplar eurer neuen EP. Ist das Züricher Wetter im Moment auch so besch(…)eiden? Ich werde wahrscheinlich das Seepferdchen-Abzeichen nachholen, um das Leipziger Land wenigstens schwimmend erkunden zu können.
Nadine: Gern geschehen! Wir freuen uns über dein Interesse und den Support auf Doom-Metal-Front! Ja, auch hier lässt der Sommer irgendwie noch auf sich warten. Und entgegen dem Klischee liebe ich warmes Sommerwetter über alles!
shEver ist eine der wenigen rein weiblichen Doom Bands im deutsprachigen Raum, wenn nicht sogar weltweit. Mir fallen spontan außer Grey (USA) keine anderen ein. Vielleicht kannst du als Fachfrau ein paar Tipps geben?
Nadine: Tipps kann ich keine geben. Warum es so wenige rein weibliche Bands im Allgemeinen gibt, liegt wohl an der Tatsache, dass Frauen im harten Metal-Bereich erst so richtig anfangen Gas zu geben und sich, wie man so blöd sagt, zu „emanzipieren“. Vielleicht wird das in 10 Jahren bereits ganz anders aussehen. Im Doom Metal wird es wohl noch einige Jährchen länger dauern. Es ist nicht so leicht, sich in einer Männer-Domäne zu behaupten, aber irgendjemand muss ja mal den Anfang machen. Traut euch, Mädels!
Wann und unter welchen Umständen habt ihr vier euch eigentlich gefunden und dazu entschlossen ausgerechnet Doom zu spielen? Damit ist ja nun wirklich kein Geld zu verdienen.
Nadine: Wir haben uns nicht gefunden, um Doom zu spielen. Jessica und ich spielen seit Sommer 2003 zusammen, und so richtig angefangen haben wir mit shEver dann Anfang 2004, als Alex zu uns stieß. Die Musik kam einfach aus uns heraus, wir haben uns anfänglich auch wenig Gedanken über irgendwelche Stile gemacht bis uns dann fast alle Zuhörer als „Doom“ klassifizierten.
Und warum musste es genau Death Doom als spezielle Richtung sein? Ich vermute Zusammenhänge mit euren musikalischen Vorlieben, oder täusche ich mich da?
Nadine: Das besteht sicher ein Zusammenhang. Ob man es will oder nicht, die Musik die man mag, hat einen Einfluss auf das eigene musikalische Schaffen. Wir hören aber eigentlich von Sludge über Drone bis zu klassischem Doom alles – aber auch Death Doom mögen wir sicherlich alle. Ich selbst würde unseren Stil auch nicht unbedingt als Death Doom bezeichnen. Nenne ihn doch einfach Witch Doom.
Habt ihr die Positionen ausgelost, bei einigen Bands lief das tatsächlich so, oder war von vornherein klar, wer welches Instrument spielt?
Nadine: Es war von Anfang an klar, wer was spielt – aber hallo?
Der Sound auf „A Dialoque with the Dimensions“ hat sich im Vergleich zu eurem Debutalbum nicht wirklich verändert: langsames Tempo, herunter gestimmte Gitarren, rollender Bass, fettes Schlagzeug, Grunts und klarer Gesang. Mir fällt auf, dass ihr neuerdings auf mehrstimmigen Gesang setzt oder liege ich da falsch?
Nadine: Ist dir nicht aufgefallen, dass wir schneller geworden sind, zumindest für Doom-Verhältnisse? Mehrstimmiger Gesang ist eigentlich ein Element unserer älteren Songs, bei den neueren ist es eher mehrstimmiges Geschrei/Growls.
Wie unterschiedlich die Wahrnehmung doch ist, denn nach meinem Gefühl sind die Songs im Ganzen betrachtet noch schleppender geworden. Wahrscheinlich sind Geschwindigkeitsunterschiede im Doom nur marginal nachweisbar.
My Dying Bride ist meinem Wissen nach die Band, die Violinen im Metal salonfähig gemacht hat. Da sie seit „Turn loose the swans“ (fast) nicht mehr verwendet wird, war es für viele Doomiasten ein Labsal, dass du sie auf „Ocean of Illusions“ (2007) viel eingesetzt hast. Die Violine ist irgendwie zum Markenzeichen von shEver geworden. Warum hört man sie nicht mehr auf der aktuellen EP?
Nadine: Auf der neusten Scheibe setzen My Dying Bride die Geige aber wieder öfter ein, deshalb wollten wir uns von ihnen abheben. (Das ist mir dann wohl entgangen.; Anm. d. Verf.) Nein, ernsthaft: Dies ist ganz einfach – die 4 Songs auf der EP haben einfach keine Violine, auch live nicht. Ich wollte mich mehr auf mein Bassspiel konzentrieren. Dafür spiele ich auf unserem allerneusten Song wieder Violine. Es ist etwas übertrieben, die Violine als unser Markenzeichen zu bezeichnen, finde ich; aber sie ist sicher ein Bestandteil des shEver-Sounds und wird es auch in Zukunft bleiben – keine Angst!
Die Texte auf „A Dialoque with the Dimensions“ handeln von sehr depressiven Themen wie Alleinsein, Selbstmord und Lebenssinn. Spiegeln die Lyrics eure eigenen Gedanken und Erlebnisse wider oder sind sie nur Teil des Bandkonzepts?
Nadine: Unsere Texte sind alles andere als Teil eines Konzepts. Wir haben überhaupt kein Konzept im eigentlichen Sinne. Man kann aus unseren Texten sicher die klischeehaften Doom-Themen für sich herauspicken, allerdings ist immer auch viel Hoffnung, Gefühl und Naturliebe enthalten. Wir machen einfach das, was aus uns herausfliesst. Wir schreiben und singen über das, was in unseren Köpfen und um uns herum vorgeht. Manche Texte sind direkter, manche eher poetisch verschlüsselt, aber sie sind sehr ehrlich und persönlich. Es ist stets wichtig für uns, dass wir uns mit ihnen identifizieren können.
Du bist maßgeblich an der Komposition bei shEver beteiligt. Vielleicht könntest du uns etwas über die vier Stücke erzählen, die Entstehung, die Hintergründe usw.
Nadine: „Doomsky“ ist der älteste der vier Songs. Ich finde, dass er auch am stärksten an den Sound von „Ocean of Illusions“ erinnert, da er kurz nach den Aufnahmen zu unserem Debüt entstand, irgendwann 2007. „Transformed into Sadness“ ist der erste Song, den wir mit unserer neuen Drummerin Sarah gemeinsam geschrieben haben, wobei die Idee dazu noch von der alten Schlagzeugerin stammte. Es ist unser Death-Doom Song schlechthin. „High & Turning“ kam 2008 dazu und ist eher ein rockigerer Song mit Stoner-Parts. „Hagazussa“ schliesslich entstand sehr spontan in einer Jam-Session und ist ein absolut geiler Song zum live Abgehen !
Für die Aufnahmen habt ihr mit Mario Hahn (Vendetta, ex-My Shameful) zusammengearbeitet. Wie kam die Kollaboration zustande und wo habt ihr aufgenommen?
Nadine: Wir waren ja 2007 mit My Shameful und Ahab auf Tour in Deutschland. Danach haben My Shameful als special guests an unserer Plattentaufe für „Ocean of Illusions“ in der Schweiz gespielt. Und so sind wir uns musikalisch und persönlich näher gekommen. Mario kannte unseren Sound gut und wusste halt auch, wie Doom zu klingen hat, im Gegensatz zum Produzenten für „Ocean of Illusions“ damals.
Die Drums haben wir in unserem Proberaum in Langenthal aufgenommen, der Rest ist bei Jessica zu Hause eingespielt worden, weil wir Weicheier sind und es diesen Winter in unserem Bandraum wirklich zu kalt war.
Wie lange habt ihr euch dafür von der Außenwelt abgekapselt, Dosensuppen gefuttert und in Hängematten geschlafen? Ihr habt bei aller Professionalität hoffentlich noch genügend Spaß gehabt?
Nadine: Wir haben alles innerhalb einer Woche eingespielt: 1 Tag Soundcheck, 2 Tage Drums, je 1 Tag Bass und Gitarre und nochmals 2 Tage für den Gesang. Die meiste Zeit haben wir zu Hause oder auf Jessicas Sofa geschlafen, es war also nicht so unbequem. Aber live spielen macht definitiv mehr Spass als aufnehmen.
Euer Gig mit Spancer in Leipzig letztens war das zweite Mal, dass ich shEver live erleben durfte. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Leute auf euer Zeug stehen oder sind eher eure weiblichen Attribute schuld daran, dass die überzähligen Männer in der Szene vor euch abgehen wie ein Zäpfchen? Habt ihr auch irgendwelche negative Erfahrungen machen müssen? Ich weiß, dass viele nur Männer auf der Bühne sehen bzw. hören wollen.
Nadine: Ich denke, die Leute in Deutschland und generell in Ostdeutschland stehen wirklich auf unseren Sound. Es war für uns genial, in Chemnitz und Leipzig zu spielen. Und wir möchten uns hier auch nochmals beim Publikum bedanken: Es hat super Spaß gemacht mit euch!
Wie lange habt ihr euch dafür von der Außenwelt abgekapselt, Dosensuppen gefuttert und in Hängematten geschlafen? Ihr habt bei aller Professionalität hoffentlich noch genügend Spaß gehabt?
Nadine: Wir haben alles innerhalb einer Woche eingespielt: 1 Tag Soundcheck, 2 Tage Drums, je 1 Tag Bass und Gitarre und nochmals 2 Tage für den Gesang. Die meiste Zeit haben wir zu Hause oder auf Jessicas Sofa geschlafen, es war also nicht so unbequem. Aber live spielen macht definitiv mehr Spass als aufnehmen.
Euer Gig mit Spancer in Leipzig letztens war das zweite Mal, dass ich shEver live erleben durfte. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Leute auf euer Zeug stehen oder sind eher eure weiblichen Attribute schuld daran, dass die überzähligen Männer in der Szene vor euch abgehen wie ein Zäpfchen? Habt ihr auch irgendwelche negative Erfahrungen machen müssen? Ich weiß, dass viele nur Männer auf der Bühne sehen bzw. hören wollen.
Nadine: Ich denke, die Leute in Deutschland und generell in Ostdeutschland stehen wirklich auf unseren Sound. Es war für uns genial, in Chemnitz und Leipzig zu spielen. Und wir möchten uns hier auch nochmals beim Publikum bedanken: Es hat super Spaß gemacht mit euch!
Die weiblichen Attribute dürften nach dem ersten Song vergessen sein. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es zwar Aufmerksamkeit zu Beginn bringt, aber wenn die Leute mit unserer Musik nichts anfangen können, nützt uns unsere Weiblichkeit herzlich wenig. Das ist uns aber auch Recht so! Klar gibt es Männer, die mit Frauen im Doom nichts anfangen können. Aber die können wohl auch sonst nicht viel mit Frauen anfangen, vermute ich mal.
Wann präsentiert ihr die EP auf den Bühnen? Ich hoffe, dass ihr wieder den einen oder anderen Abstecher in die deutschen Lande machen werdet.
Nadine: Das hoffen wir auch! Bislang stehen keine Konzerte fest. Es wird aber sicher noch einige geben im Herbst, jedoch vorwiegend in der Schweiz, so wie’s aussieht. Die Songs der neuen EP haben wir bereits auf der Tour mit Spancer gespielt. Wenn sich das Abmischen und Mastern nicht so verzögert hätte, wäre die EP auch schon mit im Gepäck gewesen.
Wie hat dir eigentlich das diesjährige Doom Shall Rise Festival gefallen? Ich empfand Procession (Chile) und Griftegard (Schweden) genial. Wino war wie immer göttlich an der Gitarre und die Songs seiner Soloplatte rocken live wie sau. Revelation und Syrach haben mich irgendwie enttäuscht, die klangen für mich irgendwie 08/15.
Nadine: Da wir ja leider absagen mussten wegen einer Kehlkopfentzündung unserer Sängerin, hatte ich zu kämpfen, um so richtig in Doom-Stimmung zu kommen. Es war aber ein super Festival. Schade nur, dass das Wetter nicht mitgespielt hat. Der Höhepunkt für mich war ganz sicher (und unerwartet, da ich sie vorher nicht kannte) Procession - CD und T-Shirt gekauft. Der Bassist war der Hammer! Pagan Altar haben mich wegen ihrem Sänger sehr enttäuscht.
Danke für deine Zeit und ich hoffe, man sieht sich demnächst auf einem der vielen Festivals und Gigs. Möchtest du der Gemeinde noch irgendetwas mit auf den Weg geben, ein Schlusswort vielleicht?Wann präsentiert ihr die EP auf den Bühnen? Ich hoffe, dass ihr wieder den einen oder anderen Abstecher in die deutschen Lande machen werdet.
Nadine: Das hoffen wir auch! Bislang stehen keine Konzerte fest. Es wird aber sicher noch einige geben im Herbst, jedoch vorwiegend in der Schweiz, so wie’s aussieht. Die Songs der neuen EP haben wir bereits auf der Tour mit Spancer gespielt. Wenn sich das Abmischen und Mastern nicht so verzögert hätte, wäre die EP auch schon mit im Gepäck gewesen.
Wie hat dir eigentlich das diesjährige Doom Shall Rise Festival gefallen? Ich empfand Procession (Chile) und Griftegard (Schweden) genial. Wino war wie immer göttlich an der Gitarre und die Songs seiner Soloplatte rocken live wie sau. Revelation und Syrach haben mich irgendwie enttäuscht, die klangen für mich irgendwie 08/15.
Nadine: Da wir ja leider absagen mussten wegen einer Kehlkopfentzündung unserer Sängerin, hatte ich zu kämpfen, um so richtig in Doom-Stimmung zu kommen. Es war aber ein super Festival. Schade nur, dass das Wetter nicht mitgespielt hat. Der Höhepunkt für mich war ganz sicher (und unerwartet, da ich sie vorher nicht kannte) Procession - CD und T-Shirt gekauft. Der Bassist war der Hammer! Pagan Altar haben mich wegen ihrem Sänger sehr enttäuscht.
Nadine: Hallo an alle Veranstalter da draußen: wir wollen wieder in Deutschland spielen!
Links:
http://www.myspace.com/sheverdoom