LP-Album
Electric Earth 2009
Das Allgemeine: Seit der „Northern Lights“ Split mit Runemagick sind bereits zwei Jahre verstrichen. Jetzt melden sich OCEAN CHIEF mit ihrem aktuellen Album „Den Förste“ zurück, das es exklusiv und bis auf weiteres nur auf Vinyl geben wird. Der Titel stiftet insofern Verwirrung, als dass er aus dem schwedischen ins deutsche übersetzt, soviel wie „Die (bzw. der) Erste“ bedeutet. Alle Eingeweihten wissen natürlich, dass „Den Förste“ bereits das dritte Vollzeitalbum der Skandinavier ist.
Die äußeren Werte: Das Cover Artwork der LP stammt von Sgraffito, der in letzter Zeit für einige Doom Releases eines seiner wunderschönen Kunstwerke beisteuerte (u.a. Procession - „The Cult Of Disease“). Im vorliegenden Fall prangt auf der Plattenhülle ein mit viel Fantasie als Baum zu interpretierendes Gebilde, dessen geschwungene Linien bereits eine Ahnung über den musikalischen Inhalt vermitteln. Passend zum waldgrünen Frontgemälde wurden die drei Tracks bei der Vorbestellversion (lim. auf 100 Stk.) in 180g schweres, grün-schwarzes Splatter-Vinyl gepresst, was (vielleicht ungewollt) einen besonders naturnahen Eindruck vermittelt. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass OCEAN CHIEF sich neuerdings auf die Seite der Waldschützer schlagen und gegen die Abholzung musizieren. Zusätzlich wurde dem Album ein Poster im Coverdesign beigelegt. Das Gesamtpaket macht auf alle Fälle einen hochwertigen Eindruck und ist jeden hart erarbeiteten Cent wert.
Die inneren Werte: Der erste Track der A-Seite heißt genauso wie das Album, nämlich „Den Förste“ (12:08 min), was wiederum Licht in die Albumtitelproblematik bringt. Track zwei heißt „Tomrum“ (dt. Vakuum; 8:30 min) und der letzte, die B-Seite ausfüllende Track wurde schlicht auf den Namen „Sång“ (dt. Song; 16:13 min) getauft. Mit 36:51 min Gesamtdauer ist „Den Förste“ im Vergleich zu den Vorgängeralbem etwas kürzer ausgefallen. Ein Track mehr hätte es durchaus sein können, hat doch das oben erwähnte Procession-Vinyl mit 46:02 min nur EP-Status. Wiederum rechtfertigt das superbe Klangergebnis diesen „Missstand“, weil man sich plattenherstellungstechnisch für die bessere Soundqualität entschieden hat. „Klasse statt Masse“ ist dann auch das Schlagwort für das musikalisch auf „Den Förste“ dargebotene. Wie gewohnt, arbeiten sich Jocke, Bönne und Tobbe durch äußerst zähe und überwiegend laaangsame Sludge-Welten, die dem Hörer den Willen bzw. einen wie auch immer verursachten Zustand abverlangen, sich den zunehmend von psychedelischen Klängen durchwobenen Soundsphären bedingungslos hinzugeben. Das Grundrezept besteht wieder aus schweren, von (g)rollenden Bassläufen getragenen, sich bis zur Unendlichkeit wiederholenden Riffs, die zwangsläufig an die ausufernden Stücke von Electric Wizard, Sleep und natürlich an die Vorgängeralben erinnern. Die Würze liegt in den für OCEAN CHIEF typischen Arrangements, den immer wiederkehrenden, sich gemächlich durch und in das Hirn fräsenden Hooklines und gelegentlichen Soli-Spitzen begründet, allerdings auch in der diesmal ausgereizten Trägheit und Lethargie der Songs, die jede Teeny-Metal-Disco erfolgreich sprengen sollten. Der hallend verzerrte Gesang leistet dazu seinen sporadischen, aber unvermeidbaren Beitrag.
Das Fazit: „Den Förste“ macht genau da weiter, wo OCEAN CHIEF mit ihrem letzten Release aufhörten, schöpft allerdings das zermürbende Potential bis zur psychischen Belastungsgrenze beeindruckend aus. Unbedingt empfehlenswert!
Bewertung: 9 von 10