CD-Album
Wacken Records 2009
Zwei Jahre nachdem GORILLA MONSOON den Wackener „Metal Battle“ für sich entscheiden konnten, den Deal bei Armageddon (jetzt Wacken Records) einsteckten und ihr furioses Debüt Album „Damage King“ über die Lande sähten, gibt es jetzt deftigen Nachschlag mit dem „Extermination Hammer“. Dass den Dresdnern Müßiggang ein Fremdwort ist, bewiesen sie auf ihren Touren (u.a. mit Trouble), unzähligen Club Gigs und Festivals. Man präsentiert sich musikalisch gewachsen und noch selbstbewusster. Manchmal frage ich mich, woher die Primaten ihre wahnsinnige Live Energie beziehen oder ob sie einen Deal auf Lebenszeit mit dem Leibhaftigen eingegangen sind. Zumindest könnte der obligatorisch mitreisende Hornschädel ein „dezenter“ Hinweis darauf sein. Die Erwartungen waren sehr hoch, die Zweifel ob „Damage King“ zu übertreffen sei aber auch. Ich war zugegebener Maßen etwas aufgeregt beim Einlegen der CD.
„Arghhhh…!“, brüllt es mir aus den Boxen entgegen und ein zentnerschwerer Rockbrocken presst mich tief in den Sessel als hinge ich festgeschnallt hinter dem Düsenantrieb eines Kampfjets. „Rock me over“ strotzt geradezu vor Testosteron und gibt unmissverständlich die Marschrichtung an. Endlich traut sich Jack Sabbath auch auf Platte seine brachiale Röhre ohne Verzerrer auszupacken. Trotzdem muss ich mich erst einmal an die hohe Taktfrequenz des Openers gewöhnen. Bei „High on insanity“ haben die Jungs zunächst zwar etwas Mitleid mit dem Hörer und man brilliert sowohl mit eingängigen Gitarrenharmonien als auch mit mehrstimmigem Gesang. Perspektivisch bekommt man aber wieder megafette Riffs um die Ohren geballert und die Bassdrum massiert gediegen die Magenwände. „My Way“ ist die Hymne zur eigenen Lebenseinstellung, wobei sich Jack Sabbath partiell in Steel’schen Gesangstiefen bewegt, ohne in dessen Schwülstigkeit zu verfallen. Von psychedelisch über rockig bis schwermetallisch wird hier ein breites Repertoire quer durch die Genre angeboten. „Black Angel Prophecy“ beginnt mit einem Marschrythmus, der Bass gesellt sich rollend dazu und die Gitarren setzen schüchtern ein. Abrupt wird das Ruder herumgerissen, um sich locker-flockig im Rockstrom treiben zu lassen. Mit „Extermination Hammer“ hat man sich einen würdigen Titeltrack gewählt und bewegt sich in gediegeneren Geschwindigkeitsbereichen. Vor allem die Gitarrenläufe sind durchweg eine Ohrenweide und demonstrieren beeindruckend den technischen Lernzuwachs der Liveroutiniers. „Hatebreed“ ist sozusagen der Hassbatzen in der illustren Songrunde. Die Saitenfraktion sägt sich förmlich durch die Refrains und das, oh Gott sei’s gedankt, ultralangsame Zwischenstück ist dermaßen fett, dass mein Appendix genüsslich flattert. Dass GORILLA MONSOON trotz der vorherrschenden Sex, Drugs and Rock ‚n’ Roll Attitüde auch politisch etwas zu sagen haben, beweisen sie mit „Serving Democracy“. Der Track ist ein feines Stoner(State)ment gegen den weltpolizeilichen Größenwahn der Amerikaner. Und „50$ Whore“ bringt den eigentlichen Sinn des (Band-)Lebens in entsprechendem Soundgewand wieder zur Essenz zurück. Die sich anschließenden Neuaufnahmen des ausverkauften 2005er Demos entbehren jeder Beschreibbarkeit…bis auf GÖTTLICH! „Codeine Commander“, „Born to Loose“ und „No Mercy for the Monsters“ gehören definitiv zum fettesten, was GORILLA MONSOON in ihrer vergleichsweise jungen Bandgeschichte komponiert haben.
Fazit: GORILLA MONSOON legen mit „Extermination Hammer“ nicht nur einen Geschwindigkeitszahn zu. Sowohl technisch als auch kompositorisch haben sich die Dresdner gesteigert und ihren Stil manifestiert. Doompuristen wünschen sich wahrscheinlich das eine oder andere zusätzliche Ultraslowriff, aber schlussendlich ist das Ergebnis entscheidend: ultrafett produzierter „Stonerthrash and Doom’n’Roll Metal“ der in Nacken und Glieder fährt. Alleine die drei Neuaufnahmen des 05er Demos sind den Kauf von „Extermination Hammer“ wert. Unbedingt live anschauen, Amen!
Bewertung: 9/10