WHO DIES IN SIBERIAN SLUSH
&
Moscow Funeral League
„Es gibt nichts Tragischeres als Kosmopolitismus.“
“There is no more tragic phenomenon than cosmopolitanism.”
Von Aleksey Evdokimov
(Scroll down for English interview)
Die russische Death/Doom-Band WHO DIES IN SIBERIAN SLUSH ist den Kennern der einheimischen Szene sicherlich bekannt und obwohl die Gruppe nicht sehr produktiv zu sein scheint, ist ihr Kopf E.S. komplett in die lokale Heavy-Metal-Community involviert. Es existieren bereits sechs Alben von Death-Metal- und Doombands, die durch seine vollständige Beteiligung oder als Gast gekennzeichnet sind. Auch die Moscow Funeral League erweist sich als großartiges und fruchttragendes Projekt, das ernstzunehmende Veröffentlichungen produziert.
Was gibt es Neues über deine musikalischen Projekte zu berichten?
2014 wird es zwei Veröffentlichungen geben, an denen ich beteiligt bin. Zum einen das selbstbetitelte Album von DECAY OF REALITY, deren Musiker bestens bekannt sein dürften: M. Hater an der Gitarre (ABSTRACT SPIRIT, TWILIGHT IN MINE), Gungrind am Bass (WHO DIES IN SIBERIAN SLUSH, FORBIDDEN SHAPE) und Vile am Schlagzeug (Ex-REVELATIONS OF RAIN, BEHEADED ZOMBIE). Bevor das Material auf die Öffentlichkeit losgelassen wird, verleihen wir ihm noch den letzten Schliff. Die Hörer werden nicht enttäuscht sein, da bin ich mir sicher. Gleichzeitig erscheint das Debütalbum des internationalen Funeral/Death-Doom-Projekts UNMERCINARIES auf MFL Records. Es ist das Geisteskind von Roma Gungrind, der alle Bass- und Gitarrenpassagen komponiert hat, I. Stellarghost (ABSTRACT SPIRIT, TWILIGHT IS MINE) und Jürgen Fröhling (MY SHAMEFUL, ABSENT/MINDED). Die klaren Gesangspassagen wurden von Daniel Naegoe, dem Sänger der Londoner Band EYE OF SOLITUDE, übernommen. Ich bin für das Konzept und die extremen Vocals verantwortlich. Meine Freunde aus England, den USA und Indien haben bei den Texten geholfen.
Am 28. September fand ein erflgreiches Konzert der Moscow Funeral League statt mit Bands wie WHO DIES IN SIBERIAN SLUSH, LORELEI, MARE INFINITUM und HALTER. Ich nutze hier mal die Chance dem MFL-Team für seine Assistenz bei der Organisation, den Musikern für ihre erstklassigen Auftritte und dem Publikum für die aktive Unterstützung zu danken.
Bestimmt haben die Leser schon mitbekommen, dass sich COMATOSE VIGIL wieder zusammengetan haben. Wir, die Moscow Funeral League, sind zurzeit für die Pressearbeit der Band zuständig. Das Jubiläumsalbum ist für 2015 geplant und wird auf MFL Records erscheinen.
Darüberhinaus sind wir eine Liaison mit dem finnisch-deutschen Projekt MY SHAMEFUL eingegangen, deren siebtes Album und die Split mit WHO DIES IN SIBERIAN SLUSH Ende 2014 fertig sein werden.
Mich wundert, dass das Album der tschechischen Band QUERCUS nach sieben Jahren Funkstille diesen Juli bei MFL Records herausgekommen ist.
Ja, es ist wirklich eine sehr interessante Veröffentlichung. QUERCUS sind wie jede andere Band an das Label herangetreten, wir haben die Konditionen ausgehandelt und uns geeinigt.
Noch vor einem Jahr war MFL ein unbekanntes Label. Was hat sich mit den Veröffentlichungen der bekannten georgischen Band ENNUI und MY SHAMEFUL verändert?
Wenn ihr ENNUI kennt, dann hat MFL seine Arbeit gut gemacht! Unsere Stärke ist die Werbekampagne und das wissen die Bands. Wir haben unsere Kontakte und den Vertrieb im vergangenen Jahr stark erweitert. Dass wir mit MY SHAMEFUL zusammenarbeiten, ist ein logischer Schritt in der Entwicklung von MFL Reords und Indikator für das Level, auf dem sich das Label bewegt.
Wann dürfen wir das neue Album von WHO DIES IN SIBERIAN SLUSH hören?
Erstmal kommt die bereits erwähnte Split mit MY SHAMEFUL, weshalb 2015 ein realistischer Plan für das Vollzeitalbum von WDISS ist.
Für einen eurer neuesten Songs wurde ein komplettes Video aufgenommen. Was beflügelte euch, diesen undankbaren Job durchzuziehen?
Die Premiere für das Video zum Song „Refinement Of The Mould“ fand bei Vollmond in der Nacht vom 8. die zum 9. September auf vk.com statt. Die Idee zum Video entstand parallel zur Entstehung des Songs. Der Moskauer Künstler Pavel Lyakhov, der auch die Hauptrolle spielt, half uns in Zusammenarbeit mit MFL bei der Realisierung. Es gab etliche lustige, aber auch beängstigende Situationen im Zusammenhang mit dem Feuerschutz, um nur ein Beispiel zu nennen. Die häufigste Frage, welche die Hörer immer wieder stellen, steht im Zusammenhang mit ihren Assoziationen zum Film „Begotten“. Ehrlich gesagt, habe ich den Film noch nicht gesehen, was ich noch nachholen muss.Schreibst du den Bands auf deinem Label vor, wie das Albumdesign auszusehen hat?
Nicht wirklich, weil ich selbst einige vom ersten Strich an selbst erschaffen habe und die Einstellung der Künstler zu ihren eigenen Werken kenne. Manchmal schlage ich vor, ein oder zwei Songs aus der Tracklist zu nehmen, wenn sie nicht zur Stimmung des Albums passen, aber mehr nicht. Außer der hohen Qualität des aufgenommenen Musikmaterials stellt MFL keine besonderen Anforderungen. Wir investieren mehr, als wir zurückbekommen. Neunzig Prozent der Designs, welche auf dem Label veröffentlicht werden, zeichne ich. Wenn es um die künstlerische Umsetzung geht, arbeiten wir mit Künstlern wie Pavel Lyakhov und Matvey Bobkov zusammen. Für Vorschläge, also wenn die Band mit einem kompletten Albumdesign kommt, sind wir aber immer offen. Das war bei HALTER und QUERCUS der Fall.
Welche Schwierigkeiten tauchen bei der Herstellung eines Doomalbums auf?
Das sind genau zwei — Trägheit und Apathie. Vielen Musikern ist egal, was mit ihrem Material passiert, nachdem es fertig komponiert ist; die Studioarbeiten ist getan, die Labelkontakte sind geknüpft, der Musiker wirft die Instrumente aus der Hand und verschwindet. Das darauf folgende Gespräch läuft meistens nach demselben Schema ab. das Label fragt: ‚Mensch, wo warst du? Du bist ohne Vorwarnung von der Bildfläche verschwunden. Ich brauche sofort ...‘ — Musiker: ‚Tut mir leid, ich musste über mein Leben nachdenken und habe zwei Wochen in den Bergen verbracht (bin in ein anderes Land umgezogen, habe einsam im Wald gelebt u.s.w.).‘ Aber es gibt auch positive Beispiele, wie die Band ENNUI aus Georgien, mit der die Zusammenarbeit von der Vorbereitung der Veröffentlichung bis zur Bewerbung wirklich super funktionierte, sehr ermutigend und hilfreich.
Ist es möglich unterschiedliche kulturelle Hintergründe mit der moderne Heavy-Szene zu verschmelzen, wie es beim Song „The Testament Of Goumilev“ von WHO DIES IN SIBERIAN SLUSH der Fall ist?
Meiner Meinung nach ist dieser Weg unvermeidlich. Die Musik ist neutral und bereits ohne die Hinzufügung von Elementen aus anderen kulturellen Umkreisen heavy. Die Frage ist doch eher, ob Neutralität zufrieden stellt oder nicht. Mich nicht! Meine Arbeit soll nicht Depression verbreiten sondern die russische Kultur. Ich glaube, dass eine Person ohne nationale Identität tot ist. Es gibt nichts Tragischeres als Kosmopolitismus. Als Russe sollte man Russe bleiben, wenn du Usbeke bist, sei es richtig! Ansonsten wird der Tag kommen, an dem wir unsere Wurzeln, Sprachen, Traditionen und Werte verlieren, gleiche Kleidung tragen und auf die vereinigte Weltregierung bauen. Ich finde, dass es Wert ist, die russische Kultur mit guten Beispielen in der engstirnigen Umwelt populär und Werbung für sie zu machen.
WDISS wird das zukünftig folgendermaßen ausbauen: einer unserer neuen Songs heißt ‚The Tomb Of Kustodiev‘ und ist dem russischen Künstler Boris Mikhailovich Kustodiev gewidmet, der von 1878 bis 1927 lebte. Der Text ist ebenfalls bewusst in Russisch gehalten. Darüberhinaus plant Moscow Funeral League ein interessantes musikalisches Projekt, welches darauf abzielt, die russische Kultur bekannt zu machen.
Hat sich für dich die Vision der Band in den letzten Jahren verändert?
Ich bin immer noch für das Konzept, die Musik, die Texte und den Sound zuständig. Momentan verspüre ich das Bedürfnis, den stark eingeschränkten, schweren und heruntergestimmten Death Doom mit Blasinstrumenten zu vervollständigen. Vielleicht setzen wir bald ein Konzept mit Hörnern um.
Wie sieht es mit dem Akkordeon und ausdrucksvollerem, klarem Gesang aus?
Wir kommen mit der momentanen Instrumentalisierung ganz gut zurecht. Wenn das Bedürfnis nach einem Kontrabass-Saxophon aufkommt, wirst du es erfahren.
Verspürst du bei deinen musikalischen Projekten eine kreative Verpflichtung?
Musik ist wie das Messer, mit dem man den Geburtstagskuchen anschneidet. Dasselbe Messer kann auch in der Leber deines Feindes landen, kommt ganz auf die Situation an. Es gibt viele Beispiele in der Weltgeschichte, bei denen die kreative Verpflichtung zu Chaos und Katastrophen führten. Darum geht es in meiner Musik aber nicht, sondern um die Gefühle, die sie beim einzelnen Hörer hervorruft.
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ENGLISH
Russian Death/Doom band WHO DIES IN SIBERIAN SLUSH is probably known to all connoisseurs of the corresponding segment of the domestic scene, but although the band doesn’t seem to be very productive, its leader E.S. is fully involved in the Heavy Metal community. There are six albums of Death and Doom bands marked by his guest and full participation. Also Moscow Funeral League proves to be a great and fruitful project, producing serious releases.
Tell me about the latest news related to your musical projects and its associated matters.
There will be produced two releases with my participation in 2014. DECAY OF REALITY’s "Reality Of Decay" is a full-length Death Metal album by a band, which involves a lot of well-known musicians like M. Hater on guitar (Abstract Spirit, Twilight Is Mine), Gungrind on bass (Who Dies In Siberian Slush, Forbidden Shape) and Vile an drums (ex-Revelations Of Rain, Beheaded Zombie). Before being brought to the listener, the album material was revaluated by us. I'm sure the public will not be disappointed.
Simultaneously, the debut album of the international Funeral/Death Doom project UNMERCENARIES will be released on MFL-Records. The author of music is Roma Gungrind, who wrote the bass and all guitars parts as well. I. Stellarghost (Abstract Spirit, Twilight Is Mine) and Jürgen Fröhling (My Shameful, Absent/Minded) are also participating in this project. The clean male vocal parts are performed by Daniel Neagoe, lead singer of London-based band Eye Of Solitude. My responsibility in this project remains the concept and the extreme vocals. My friends from England, the USA and India helped with the lyrics.
On September 28th a successful concert of Moscow Funeral League took part with such bands like WDISS, Lorelei, Mare Infinitum and Halter. Taking this opportunity once again I want to thank the MFL-team for its assistance in organizing, the musicians for their excellent performances and the audience for the active support.
I think many of the readers are already aware of the COMATOSE VIGIL reunion. Currently, MOSCOW FUNERAL LEAGUE is the band’s press-agent; the anniversary album’s release is planned on the MFL-Records in 2015.
Additionally, the relationship with the Finnish-German project MY SHAMEFUL has been established. Their seventh full-length album and split in conjunction with WHO DIES IN SIBERIAN SLUSH will be produced until the end of 2014.
I was wondering that after seven years of silence the album by the Czech band QUERCUS has been released at MFL-Records in July.
Yeah, it is a very interesting release in all respects. QUERCUS turned to the label like any other band. We discussed the conditions and we came to an agreement.
MFL Records was a no-name label a year before. What has changed that you release albums of the famous Georgian band ENNUI and MY SHAMEFUL as well?
If you know the band ENNUI means that MOSCOW FUNERAL LEAGUE is working effectively! Our strength is the promotional campaign. And bands are well aware about it. We have significantly expanded our contacts past year, including distribution. Working with MY SHAMEFUL is a natural step in the development of MFL-Records. It is a kind of an indicator of the label’s level.
When can we listen to the new WHO DIES IN SIBERIAN SLUSH album?
In addition to the above-mentioned split with MY SHAMEFUL in 2014, there is a very realistic plan for a full-length release of WHO DIES IN SIBERIAN SLUSH in 2015.
A full video clip was filmed for one of the band’s latest songs. What spurred on to this thankless job?
The premiere of the WDISS video "Refinement of the Mould" was in the night of September 8th to 9th, at the time of the super-lune at vk.com. The idea for the video was born parallely to the writing of the music. The Moscow dark-modern artist Pavel Lyakhov, who plays the star part, helped us to realize it. The video was created with the support of Moscow Funeral League. The shooting took place at Mosfilm street and at Dolgoprudnyi. There were several funny and scary moments at the same time, in terms of fire safety, for example. The main question which is constantly asked by the audience is related to their associations with the movie "Begotten". Telling the truth, I have not seen this movie yet and will have to watch it. (Watch the WDISS video here!)
Do you advice bands that are on your label about their albums’ design?
Not really. I created a lot from the scratch and I understand the reverent attitude of authors to their works. In few cases I asked to exclude one or two tracks from the album, because of the non-compliance of these tracks with the album’s mood, but no more. In addition to the high quality and recording material requirements, MFL-Records don’t have any special requests. We are investing more than we demand. Regarding the album design, ninty percent of what is published on our label is drawn up by me. In terms of art we collaborate with artists like Pavel Lyakhov and Matvey Bobkov. At the same time, we are absolutely open to suggestions when the group comes up with a ready-made album’s design concept, as it was the case with the bands HALTER and QUERCUS.
What are the difficulties when producing Doom releases?
There are two major difficulties - inertia and apathy. Many musicians do not care about what will happen to their material after it is written: musician has done the studio work, has established contacts with the label, has thrown sources and disappeared. The further dialog looks like this – the label asks: "Where have you been, guy? You have disappeared without preventing me. I urgently need from you ... ". Musician: "Yeah, you know, I'm sorry, I've decided to meditate a little on my life and spent two weeks in the mountains (moved to another state, lived as a hermit in the woods etc.) ". But of course, there are positive examples too, like the Georgian band ENNUI. It is a real pleasure to work with them: a close operational contact throughout the period of preparation for the release and promotional campaigns, an active encouragement and participation.
How do you see the possibility of assimilation different elements of other local cultural backgrounds in modern heavy scenes like in the song "The Testament Of Goumilev" by WHO DIES IN SIBERIAN SLUSH?
For me personally, it is an inevitable path. By itself, the music is neutral and heavy as well without the involvement of elements from other cultural areas. The question is if such neutrality is satisfactory or not. It’s not my case! I want my work not to contribute to the popularization of depression, but to the promotion of Russian national culture.
My deep belief is that a person without a national identity is dead. There is no more tragic even than cosmopolitanism. If you are Russian you should remain Russian, if you are Uzbek - be a real Uzbek! Otherwise, one day we will come to the fact that we will lose our national roots, languages, traditions, values; we will put on robes of the same color and will be biding the unitary world government.
In my opinion the popularization and promotion of Russian national culture in its best examples is a worthy goal, even in a narrow environment. But this solution is impossible to be implemented without the introduction of elements of music from other cultural areas.
In the case of WDISS, in the near future, this line will be developed as follows: one of our new songs called „The Tomb Of Kustodiev“ is dedicated to the great Russian artist Boris Mikhailovich Kustodiev (1878 - 1927). The lyrics are in Russian too, consciously. Moreover, the plans of MOSCOW FUNERAL LEAGUE cover an interesting project of the musical area, which aim is to promote Russian culture.
Has your vision of the band changed in recent years?
My responsibility in WDISS remains the same: the concept, music, lyrics and sound. Now it is the period I feel the need to implement highly hindered Death Doom, heavy and low-sounding, completed with wind instruments. Perhaps, the implementation of the horn section concept in the future will be realized.
And what about the accordion, and more argute solo, clean vocals?
We will cope by present instrumental means. Well, if the need for a contrabass saxophone will arise, for example, you will learn about it.
Can you feel the creative undertaking in the music of any of your projects?
Music is like a knife that can cut the birthday cake. The same knife can be forced into the enemy’s liver. All of this is very conditional. There are many examples in the world’s history when creative, at first glance, undertakings led to chaos and disaster. I think that in this case the indicator is not my opinion, but the feelings that my music causes to a single listener.